Ber­lin – Gera­de habe ich im Radio ein Inter­view mit einer Seu­chen­ex­per­tin gehört. Sie sprach von einem schlim­men Masern-Aus­bruch, von erschre­ckend hohen Anste­ckungs­zah­len, von einer Erkran­kungs­wel­le, die immer grö­ßer wird. Ich dach­te: Die armen Men­schen in West­afri­ka, erst Ebo­la, jetzt auch noch die Masern. Dann begriff ich, dass es um Ber­lin geht. „Mehr als vier­hun­dert Men­schen sind bereits erkrankt. Der Ber­li­ner Aus­bruch ist ein her­ber Rück­schlag“, sag­te die Exper­tin. Sie erklär­te, die Krank­heit sei für Erwach­se­ne beson­ders gefähr­lich, sie kön­ne zum Tod füh­ren. Ers­te Sym­pto­me sei­en ein Krat­zen im Hals, tro­cke­ne Augen­bin­de­häu­te, Kopf­schmer­zen, Fie­ber. „Ich emp­feh­le jedem, der noch nicht geimpft ist, dies umge­hend nachzuholen.“

Ich rief mei­ne Mut­ter an und frag­te, ob ich gegen Masern geimpft wäre. „Na, du stellst Fra­gen“, sag­te mei­ne Mut­ter. Sie über­leg­te, die Tele­fon­lei­tung rausch­te, ich spür­te ein Krat­zen im Hals. „Du hat­test Schar­lach, Mumps und Wind­po­cken“, sag­te sie schließ­lich. Sie ließ nicht uner­wähnt, dass ich als Kind recht anstren­gend war, wenn ich krank wur­de. „Hat­te ich auch Masern?“, frag­te ich und muss­te kurz die Augen schlie­ßen, weil mei­ne Bin­de­häu­te mir auf ein­mal sehr tro­cken erschie­nen. „Nein, ich glau­be nicht, ich weiß auch nicht, ob wir dich damals haben imp­fen las­sen, das ist ja nun schon 45 Jah­re her.“ Ich leg­te auf, rieb mei­ne Schlä­fen, um den dump­fen Kopf­schmerz zu mil­dern, der sich wie ein Schwarm wil­der Bie­nen in mei­nem Schä­del ausbreitete.

Ich las noch ein paar Mel­dun­gen über die Masern-Wel­le, die offen­bar im ver­gan­ge­nen Okto­ber in einem Ber­li­ner Flücht­lings­heim aus­ge­bro­chen ist. Asyl­be­wer­ber aus Bos­ni­en und Her­ze­go­wi­na sowie aus Ser­bi­en hat­ten den Virus ein­ge­schleppt. Ich dach­te an die Dep­pen, die vor den Flücht­lings­hei­men demons­trie­ren, und die nun wahr­schein­lich das Gefühl haben, sie hät­ten es doch schon immer gewusst. Weil jetzt auch noch die Masern das Abend­land bedrohen.

In den Mel­dun­gen stand, die Viren hät­ten sich nur des­halb aus­brei­ten kön­nen, weil so vie­le Leu­te nicht geimpft sind. Von einer gefähr­li­chen Impflü­cke ist die Rede, die mit dem Geburts­jahr­gang 1970 beginnt. Zufäl­lig ist das der Jahr­gang, in dem ich gebo­ren wur­de, wes­halb der leich­te Fie­ber­schau­er mich nicht wun­der­te, der nun durch mei­nen Kör­per jagte.

Die Masern sind kein Feind

Aber nicht nur alte Men­schen wie ich, auch vie­le Klein­kin­der sind jetzt gefähr­det, weil die kon­sum­kri­ti­schen, natur­be­ton­ten Ber­li­ner Müt­ter offen­bar dazu nei­gen, Imp­fun­gen als Hokus­po­kus der Phar­ma­in­dus­trie abzu­tun. Ber­lin, so erfuhr ich, ist eine Hoch­burg der Impf­geg­ner. Die bewuss­te Ber­li­ner Mut­ter sagt: „Ich ernäh­re doch mei­nen Lud­ger Bap­tis­te nicht lak­to­se­frei, makro­bio­tisch und vegan, um ihm dann so eine fie­se Che­mie­keu­le zu ver­pas­sen.“ Die bewuss­te Ber­li­ner Mut­ter sagt: „Ich habe Lud­ger Bap­tis­te mit­hil­fe mei­nes Homöo­pa­thie-Coa­ches und der Wild­kräu­ter-Media­to­rin so erzo­gen, dass er die Masern nicht als sei­nen Feind betrachtet.“

Um die Sache hier mal knall­hart auf den Punkt zu brin­gen: Die­se Öko-Müt­ter sind dabei, mit ihren epi­de­mi­schen Gören die gan­ze Stadt aus­zu­rot­ten. Selbst wenn Lud­ger Bap­tis­te die Masern nicht als sei­nen Feind betrach­tet, kann er mich doch trotz­dem anstecken.

Wahr­schein­lich ist es rat­sam, in den kom­men­den Wochen Prenz­lau­er Berg, Kreuz­berg und Schö­ne­berg nicht zu betre­ten. Man soll­te Grä­ben um den Koll­witz­platz und den Win­ter­feld­platz zie­hen, und mit Des­in­fek­ti­ons­mit­tel flu­ten. Anthro­po­so­phi­sche Kin­der­ta­ges­stät­ten in den Gefah­ren­kern­zo­nen müs­sen vom Tech­ni­schen Hilfs­werk mit Zelt­schleu­sen gesi­chert wer­den. Bio-Läden, die anti­all­er­ge­ne Reis­waf­feln und Din­kel­würs­te im Ange­bot haben, wer­den prä­ven­tiv geschlos­sen. Auch ande­re Orte, an denen sich die klei­nen Viren­schleu­dern ger­ne auf­hal­ten, müs­sen beob­ach­tet wer­den. Ich den­ke da vor allem an Holz­spiel­zeug­lä­den, Stän­de mit vega­nem Leck­eis, Filz­werk­stät­ten, Schu­len, in denen tri­lin­gua­le Aus­drucks­tanz­kur­se ange­bo­ten wer­den, und Montesso­ri-Bud­del­käs­ten. Noch kön­nen wir den Kampf gewin­nen, Gott steh uns bei!

13.02.2015 – Maxim Leo